Ein geflüchtetes Kind aufnehmen

Möchte eine Familie ein geflüchtetes Kind bei sich aufnehmen, muss sie zuerst überprüft werden. Diese so genannte Eignungsüberprüfung wird durch die örtlich zuständige Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt. Je nach Wohnort ist dies die Bezirkshauptmannschaft oder der Magistrat. Durch die Kinder- und Jugendhilfe wird die Unbescholtenheit aller im Haushalt lebenden Personen überprüft, es wird die Motivation zur Aufnahme eines Kindes erfragt und ein Hausbesuch durchgeführt, um zu bestätigen, dass die Wohnräumlichkeiten der Unterbringung eines Kindes entsprechen.
Katharina Glawischnig
EIN GEFLÜCHTETES KIND AUFNEHMEN

Pflegefamilien werden durch fachkundige Organisationen betreut und begleitet. Die entsprechenden Kontakte sehen Sie weiter unten.
FAQ – Antworten
- Auch einem:r Alleinstehenden ist es möglich, ein Kind aufzunehmen.
- Als finanzielle Unterstützung erhalten die aufnehmenden Eltern Pflegekindergeld.
- Im Fall eines Aufenthaltstitels des Kindes kann (später) auch die Familienbeihilfe beantragt werden.
- Die meisten unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten sind im Jugendalter.
- Es gibt mehr unbegleitete Burschen und verhältnismäßig wenige Mädchen.
- Sollte sich (aus wessen Perspektive auch immer, Pflegeeltern, Pflegekinder, betreuende Organisation) herausstellen, dass das Familienverhältnis nicht harmoniert, wird eine alternative Unterbringung gesucht.
- Während eines laufenden Asylverfahrens darf das Pflegekind Österreich nicht verlassen und somit auch nicht mit ins Ausland verreisen. Erst wenn ein reguläres Aufenthaltsrecht erlangt wird, ist dies möglich.
- Dem Pflegekind muss nicht zwingend ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt werden, je nach Alter ist dies jedoch ratsam.
- Die Obsorge verbleibt bei der Kinder- und Jugendhilfe, diese lagert die Pflege und Erziehung an die aufnehmenden Eltern aus.
- Je nach Herkunftsland und Alter des Kindes ist es möglich, dass die leiblichen Eltern, meist erst nach längerer Zeit, ebenfalls nach Österreich kommen. Das Kind zieht dann nicht automatisch zu seinen Eltern. Dieser etwaige Übergang wird durch die Kinder- und Jugendhilfe geregelt.
Ukrainische Kinder aufnehmen
Nach wie vor gibt es kaum alleine geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Wenn Kinder anderen ukrainischen Familien oder Familienangehörigen bei der Flucht mitgegeben wurden, wird zuerst durch die österreichischen Behörden überprüft, ob die Kinder bei diesen ihnen vertrauten Personen bleiben können. Sollte dies nicht der Fall sein, wird für die Kinder eine andere Unterbringung gesucht. Das wird anhand der Bedürfnisse des Kindes und der Möglichkeiten der Unterbringung und Betreuung des Kindes entschieden. In Frage kommen Wohngemeinschaften und Pflegeeltern.
- Sie können sich eine Pflegeelternschaft vorstellen?
In letzter Zeit war in den Medien zu lesen, dass Waisenhäuser aus der Ukraine evakuiert wurden. Die Kinder flüchten in diesem Fall wahrscheinlich gemeinsam mit ihren Betreuer:innen. Angesichts der schrecklichen Erlebnisse müssen die Kinder, wenn sie in Österreich ankommen, sich erst orientieren. Dabei sind ihre direkten Bezugspersonen für sie sehr wichtig, das sind in diesem Moment noch ihre Betreuer:innen und ihre Freunde aus dem Heim. Mit der Zeit werden sich einige Kinder und Jugendliche dafür interessieren, in Familien zu leben und sich über die Möglichkeit einer dauerhaften familiären Begleitung freuen.
- Was können Sie in der Zwischenzeit tun?
Ende März 2022 erschien das Buch „Für einen mehr ist auch noch Platz“, das von Erfahrungen aus der Aufnahme von geflüchteten Pflegekindern 2015/16 handelt. Dieser Band enthält sowohl Informationen als auch Erfahrungsgeschichten von Pflegeeltern und Pflegekindern und eignet sich gut als vorbereitende Lektüre, falls Sie in Betracht ziehen, ein Kind aufzunehmen.
Patenschaften für geflüchtete Jugendliche
Ein erster Schritt zu einem Pflegekind kann auch über eine Patenschaft erfolgen. In vielen Bundesländern gibt es Patenschaftsprojekte, in deren Rahmen man sich einmal in der Woche etwa 2 bis 3 Stunden trifft. Lernhilfe, Gespräche, gemeinsame Freizeitgestaltung - was genau Sie miteinander unternehmen, vereinbaren Sie mit dem oder der Jugendlichen. Die Patenschaften werden durch Austauschtreffen und Einzelberatung von uns betreut.
In Wien gibt es hier das von der asylkoordination österreich koordinierte Projekt connecting people.
Wir vermitteln aktuell keine Patenschaften von ukrainischen Jugendlichen, da hier der Bedarf wenig gegeben ist. Stattdessen vermitteln wir aktuell Patenschaften mit afghanischen, syrischen und somalischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Auch in anderen Bundesländern gibt es ähnliche Projekte. Infos dazu hier.
In fast allen Bundesländern ist es möglich, Fluchtwaisen in Familien aufzunehmen.
Hier finden Sie die Kontaktstellen für jedes Bundesland:
Wien – unter 14 Jahre
Referat für Adoptiv- und Pflegekinder
Kontakt:
E-Mail: kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at
T +43 1 4000 - 90770
Wien – über 14 Jahre
SOS-Kinderdorf Wien
Schlöglgasse 10/Top 4
1120 Wien
Kontakt:
Magdalena Minich
T +43 676 88144 918
E-Mail: familien.hetzendorf@sos-kinderdorf.at, magdalena.minich@sos-kinderdorf.at
Burgenland
SOS-Kinderdorf Gastfamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Hermann-Gmeiner-Straße 6
7423 Pinkafeld
SOS-Kinderdorf-Leiter: Mag. Marek Zeliska
Pädagogische Leitung: Dipl. Ing. (FH) Markus Balogh
E-Mail: marek.zeliska@sos-kinderdorf.at
Kärnten
Amt der Kärntner Landesregierung
Kontakt:
Bezirkshauptmannschaften und Magistrate, Abteilung Kinder- und Jugendhilfe
Niederösterreich
SOS Kinderdorf Niederösterreich
Kontakt:
Gerhard Haller
E-Mail: gerhard.haller@sos-kinderdorf.at
Oberösterreich
Amt der OÖ Landesregierung
Kontakt:
Bezirkshauptmannschaften und Magistrate, Abteilung Kinder- und Jugendhilfe
Salzburg
SOS-Kinderdorf Betreutes Wohnen – Gastfamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Kontakt:
SOS Kinderdorf Clearinghouse
Meline Mazinjan
E-Mail: Meline.Mazinjan@sos-kinderdorf.at
Steiermark
affido pflegefamilien
Kontakt:
Uli Reimerth
E-Mail: uli.reimerth@affido.at
Tirol
Amt der Tiroler Landesregierung
Kontakt:
UMF-Fachgruppe
E-Mail: kiju@tirol.gv.at
T +43 512 508 2658
Weiter Infos hier
Vorarlberg
Vorarlberger Kinderdorf
Kontakt:
Isabelle Böckle
pflegekinderdienst@voki.at
T +43 5522 82253 - 19