Sommer der Solidarität

2015: Zeit zurückzublicken: Was haben wir damals geschafft? Und was hat sich daraus entwickelt?
27. August 2015
An diesem Tag vor 10 Jahren fand man auf einem Pannenstreifen der A3 Nähe Parndorf einen Kühllaster mit 71 toten Männern, Frauen und Kindern, die aus ihren Heimatländern geflüchtet waren, weil das Überleben für sie dort ungewiss war. Das Sterben auf dem Mittelmeer oder auf der Balkanroute war auf einmal ganz nah gerückt. Bis heute ist dieser Laster ein Sinnbild für die Erschütterung, die weite Teile der Bevölkerung bereit machte für jene große Welle der Hilfsbereitschaft, die wir den „Sommer der Solidarität“ nennen wollen.Kurz darauf ging Angela Merkels „Wir schaffen das“ durch den deutschsprachigen Raum. Hallen und leerstehende Gebäude wurden innerhalb weniger Tage zu Notquartieren. Der damals noch nicht einmal eröffnete Wiener Hauptbahnhof verwandelte sich in eine Drehscheibe der Solidarität: Ankommende wurden mit Tee, Essen und freundlichen Worten empfangen und in Unterkünfte weitergelotst, Freiwillige überall sortierten Spenden, organisierten Deutschkurse, gaben Orientierung im neuen Alltag.
Wir – die Zivilgesellschaft – waren bereit, zu helfen. Und der Staat? Sah das letztlich als etwas Positives. Die aufblühende Willkommenskultur hat uns beflügelt und wir entdeckten uns (wieder) als soziale Wesen, die miteinander etwas Gutes bewirken können. In ganz Österreich gründeten sich Vereine, die das „Willkommen“ schon im Namen trugen und es gab buchstäblich Integration ab Tag eins. Wir haben damals und in den Jahren danach viel geschafft – und die neu Angekommenen sind ein Teil dieses Wir geworden.
Was ist 10 Jahre später davon übriggeblieben?
Die Notunterkünfte von damals sind mondäneren Bauten gewichen und der gesellschaftliche Diskurs ist schnell rauer, abweisender geworden. Aber es gibt immer noch ein Netzwerk der Integration im ganzen Land, viele Knotenpunkte der Solidarität und Freundschaft. Allerdings von den politischen Akteur:innen und der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert. Wir wollen diese Vielfalt zeigen und wieder sichtbar machen und teilen in den kommenden Wochen auf diesen Seiten Erinnerungen an damals und wie das unermüdliche Engagement der Vielen bis heute weiterwirkt.
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Wir haben es geschafft! 10 Jahre Sommer der Solidarität in der asyl aktuell 3 2025.10 Porträts von Menschen, die 2015 nach Österreich gekommen sind und 10 Projekte, Initiativen und Organisationen, die Geflüchtete beim Ankommen unterstützen.
Veranstaltungen
Von „Refugees Welcome" zur Abschiebegesellschaft
Veranstaltung anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Vereins "Garten der Begegnung" in Traiskirchen. Mit Input von Lukas Gahleitner-Gertz: 10 Jahre - geschafft? Wie die europäische Zivilgesellschaft dem Nationalstaat aus der Patsche geholfen hat, anschließendem Pressegespräch und Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen der Stadtgemeinde Traiskirchen, Geflüchteten und Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft. Danach Fest mit zahlreichen Intitiativen, Get-together & Austausch mit Snacks & Getränken, Raum für Gespräche, Infostände.
Zeit: 20. September, ab 11 Uhr
Ort: Garten der Begegnung, Traiskirchen
Details
Medienbox
- 10 Jahre nach der Flucht: Syrer zwischen Chancen und Hürden, ORF Topos, 15. August 2025
- 10 Jahre "Flüchtlingskrise": Vieles ist geschafft! Kommentar der anderen von Sieglinde Rosenberger, Der Standard, 24. August 2025
- Asylkoordination: Tragödie von Parndorf könnte sich jederzeit wiederholen, Puls 24, 27. August 2025
- Geflüchtete sind Sündenböcke der Politik, ZackZack, 30. August 2025
- Podcast Inside Austria: "Zehn Jahre Fluchtbewegung: Hat Österreich es geschafft?" Teil 1/2 und "Warum die Willkommenskultur 2025 eine Mogelpackung war" Teil 2/2













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