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5.6.2025

Ahmed

Oft bleibt Angehörigen das Zusammenleben durch bürokratische Hindernisse ganz verwehrt und nicht selten sehen sich geflüchtete Menschen gezwungen, weiterzuziehen und lebensgefährliche Fluchtrouten zu wählen, um mit ihren Familien zusammen sein zu können. Pfarrer Michael Meyer hat jemanden kennengelernt und begleitet, dem genau das passiert ist.

Ein Asylwerber (ich nenne ihn Ahmed) wurde eines Tages in unserer Nachbarschaft von den Behörden untergebracht. Er war gescheit. Ein Lehrer. Und Christ. Wollte getauft werden. Er lebte mit uns, besuchte unsere Gottesdienste, war oft zu informellen Anlässen da und wir bereiteten seine Taufe vor.

Damit er sich besser bewegen kann, schenkten wir ihm ein Fahrrad. Er freute sich. Aber seine Familie war zerrissen. Ein Teil war mit ihm geflohen, jedoch in Schweden wurden sie auseinandergerissen. Schwester und Sohn kamen nach England, er selbst nach Österreich.

Die Schwester ist anerkannte Asylwerberin in England. Sie kam zu Besuch. Leider war Ahmed der Gegenbesuch verwehrt. Nicht anerkannte Asylwerber haben keine Freizügigkeit und dürfen nicht einmal in Europa einander besuchen.

Er wusste, dass dieser illegale Weg seine einzige Chance war. Heute ist er verbunden mit seiner Familie.

Aber Ahmed sehnte sich nach seiner Familie. Da bekam er eines Tages ein Angebot. Es kostete ihn sein ganzes Vermögen. Aber er gab es her, denn er war schon zuvor auf abenteuerliche Weise geflüchtet. Verfolgt als Christ im Iran blieb ihm nur das Risiko der ungesicherten Flucht. Er traf seine Helfer in Paris. Sie brachten ihn per Boot in stürmischer Nacht über den Ärmelkanal nach England.

Er wusste, dass dieser illegale Weg seine einzige Chance war. Heute ist er verbunden mit seiner Familie. Er lebt in einer christlichen Gemeinschaft; dort ist er nicht vermögend, aber er ist angekommen bei denen, die er liebt.

Seine Bilder zeigen seine Freude und sein Glück. Möglich war diese "Familienzusammenführung“ durch den Politikwechsel in Großbritannien. Die Regierung der Torys drohte, Asylwerber nach Uganda zu deportieren. Ahmed hatte große Angst vor so einem Schicksal. Aber die neue Regierung unterstützt die Fremden im Land.

Er lebt in einer christlichen Gemeinschaft; dort ist er nicht vermögend, aber er ist angekommen bei denen, die er liebt.

Mein Resumee: Wer Familienzusammenführungen unterbindet, begeht Menschenrechtsverletzungen. Es gehört zur Menschenwürde dazu, in einer Familie leben zu können. Darum hätte Ahmeds Wunsch legalisiert und ohne Risiko erfüllt werden müssen – wenn die Behörden die Familie in Schweden nicht auseinandergerissen hätten, wären viele Tränen nie geweint worden.

Michael Meyer (Ev. Pfarrer in Vorarlberg)




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